Teacher sind gefordert


Bikramyoga-Teacher unterrichten im heissen Raum. Yogis, welche das erste Mal eine Stunde besuchen, mögen erstaunt sein, dass sie nicht mitmachen wie etwa Fitness-Instruktoren in Aerobic-Lektionen. Vielmehr stehen sie erhöht vor den Schülern und erklären jede zu absolvierende Pose minutiös. Die Praktizierenden haben sich im Spiegel selber zu korrigieren, eventuell die Posen anhand der vor ihnen stehenden geübteren Yogis auszumachen. Gleichzeitig 90 Minuten den von Bikram Choudhury entwickelten Dialog möglichst lebendig und motivierend herzusagen und erst noch die fordernden Übungen mitzumachen, wäre schlicht unmöglich.
Da die Teacher ihr neunwöchiges Teacher-Training in den USA bei dem Begründer des Bikramyogas absolvieren, lernen sie diesen Dialog vorerst auf Englisch. Später entwickeln sie eine eigene Version in ihrer Muttersprache oder in der Sprache des Landes, in welchem ihr Studio liegt. Bisweilen kann das heissen, dass ein Spanisch sprechender Teacher vorerst den Dialog in Englisch lernt und dann erst noch das Ganze auf Deutsch übersetzen muss. Ein besonders schöner, sich abwechselnder Dialog ergibt sich, wenn – wie beispielsweise im Studio in Zürich – das erste Set in Englisch und das zweite in Schweizerdeutsch unterrichtet wird.
Eine weitere Schwierigkeit für die Teacher ist das Benennen von linkem oder rechtem Arm, Bein, etc. Denn alles ist ja spiegelverkehrt. Ausserdem haben die Lehrkräfte die Lufttemperatur und die Luftfeuchtigkeit im Raum stets im Auge zu behalten und nach Bedarf zu regulieren, sie haben nett zu sein und dennoch Autorität auszustrahlen. Etwas vom Schwierigsten jedoch ist, die 26 Posen und die zwei Atemübungen, welche alle in einer Zweier-Sequenz ausgeführt werden, innerhalb exakt 90 Minuten zu beenden – bevor es zum Abschluss-Savasana geht und dem Abschiedsgruss “Namaste”.
Nebst dem Timing hat der Teacher auch einen Rhythmus für die Klasse zu finden: Denn Morgen- und Abend-Klassen sind definitiv verschieden. Schon beim Eintreten in den Raum nimmt er oder sie die Stimmung auf, um den Ton für die Klasse darauf abzustimmen. Damit nicht genug: Während der Klasse sollten die Praktizierenden gut im Auge behalten und sollte allenfalls reagiert werden, bevor jemand umkippt oder einschläft. Manche Übende sind für Tipps und Korrekturen dankbar, manche wollen kein Einmischen. JEDER PRAKTIZIERENDE IST EIN INDIVIDUUM, WÄHREND DIE GANZE GRUPPE ALS GANZES ERLEBT WERDEN SOLL.